Wir trauern um Philipp Schüssler
Philipp lebt nicht mehr.
Eine komische Vorstellung, hat doch Philipp selbst immer augenzwinkernd gesagt, dass er 120 Jahre alt wird.
An dieser Stelle von Lebenskraft und Lebensmut zu sprechen fällt schwer. Aber wer etwas über Philipp sagen
will, der muss darüber sprechen, denn das hat ihn ausgemacht, ebenso wie die Konsequenz in seinen
Entscheidungen, auch wenn es ihm und den anderen manchmal weh getan hat. Ein Mensch mit so vielen
Gesichtern, einerseits sensibel, und andererseits ganz der sture „Erz-Orber“. Und er musste schon viel
Vertrauen in einen Menschen haben, bis er ihm Einblick in seine Seele gewährte.
Ich habe Philipp vor über 40 Jahren am Tennisplatz kennengelernt.
Philipp hat sein ganzes Leben dem Tennissport verschrieben, und hat noch vor Gründung des Tennisclubs
alleine den Tennissport in Bad Orb repräsentiert. Auf seine Initiative und einiger weniger Tennisbegeisterten
wurde im Jahr 1972 der Tennisclub gegründet. In der Folge hat Philipp über mehr als 25 Jahre nicht nur den
Tennisclub Bad Orb geprägt, sondern auch viele Vereine der Umgebung, dafür gebührt ihm besonderer Dank.
Besonders erwähnt sei hier nur, außer dem TC Bad Orb, der TC Meerholz mit seiner legendären Damen-
Mannschaft.
Als Trainer von über 10 Vereinen der Umgebung hat er ganze Tennisgenerationen ausgebildet. Dabei hat er
nicht nur die Grundbegriffe, Technik und Taktik vermittelt, sondern vor allem auch den sportlichen Fairplay,
das Benehmen und das miteinander Umgehen auf dem Tennisplatz.
Bei seiner vorbildlichen Jugendarbeit war es für Philipp immer selbstverständlich, sich auch der privaten
Probleme seiner Jugend anzunehmen, mehr als einmal hat er sich einerseits schützend vor uns Jugendliche
gestellt, um anschließend unter 4 Augen hart mit uns ins Gericht zu gehen.
Für die betreuten Jugendlichen war Philipp immer auch Bezugsperson, die Eltern wussten Ihre Kinder am
Tennisplatz immer gut betreut. Egal ob hochtalentierte Kinder oder Alteinsteiger, es war Ihm mit unendlicher
Geduld immer möglich, den Spaß am Tennissport zu vermitteln.
Die Tennisplätze waren sein Zuhause, kein Wunder also, dass er jahrelang die Minigolfbahn an den
Tennisplätzen betrieben hat.
Bereits mit 15 Jahren kam er mit dem Tennissport in Berührung, später war er als Mitarbeiter der
Kurverwaltung immer auch der Ansprechpartner und Trainer in unserem Kurort in Sachen Tennis. Und Tennis,
der „weiße Sport“, war wichtig für den blühenden Kurort. Und Philipp, der sich immer treu geblieben ist, hat
sicher mit seiner Art nicht immer den Vorstellungen der feinen Tennis-Kurgäste entsprochen.
Aber er hat sie alle überzeugt, und viele Kurgäste kamen auch wegen ihm wieder nach Bad Orb.
Ob Anwälte, Ärzte, Künstler oder Brauereibesitzer, - Tennisspieler halt.
In seiner Jugend hat er all die großen Tennisspieler der damaligen Zeit kennengelernt, war willkommener
Trainingspartner auf großen Turnieren, seine Technik war brillant, und wenn man einen Spieler der Umgebung
spielen sah, konnte man seine Schule erkennen.
Sein Leben, seine Freiheit waren ihm immer mehr wert als Geld und Vermögen.
Er war kein einfacher Partner, wer mit ihm zu tun hatte, der musste ihn so nehmen wie er war. Probleme ging er
immer sofort und frontal an, und ließ jeden spüren, was er von ihm hielt. Ehrlich, auch wenn das nicht jedem
gepasst hat.
Ein „Orber“ eben. Aber wer das akzeptiert hat, der hatte einen treuen Freund und wunderbaren
Gesprächspartner.
Und dieses, sein Orb interessierte ihn so sehr, dass er der Geschichte Orbs nachforschte und den Ahnen
seiner Familie, den Schüsslers.
Auch in der letzten Zeit, als er große gesundheitliche Probleme bekam und schwere Operationen über sich
ergehen lassen musste, war er bereit zu kämpfen, er wollte immer auf seinen 2 Beinen stehen, und niemandem
zur Last fallen.
Und hier sind wir wieder bei seiner Kraft und seinem Lebensmut.
Doch bei aller Kampfbereitschaft, ist Philipp am Schluss doch ganz leise gegangen, und ich glaube, daß ihm
das so gefallen hat.
Philipp, du hast mir und vielen anderen mit dem Tennissport viel gegeben, Freude und Lebensqualität, dafür
danke ich dir, und dafür, dass ich so lange dein Freund sein durfte.
Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und seinen Kindern und Enkeln, die er geliebt hat.
Wir sind sehr traurig.